DIE ZUKUNFT HAT LÄNGST BEGONNEN

Juli 2021

„In den kommenden 15 Jahren werden sich Diagnostik und Therapie in der Medizin mehr verändern und verbessern als während den vergangenen 150 Jahren zusammen – seit den bahnbrechenden Erkenntnissen von Louis Pasteur und Robert Koch.“

Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern von BioNTech-Mitbegründer Ugur Sahin.

Seit es medizinisches Handeln gibt, d.h. seit der Homo sapiens vor rund 200.000 Jahren erstmals die Bühne unseres wunderschönen blauen Planeten betrat, versucht der Mensch, stärker als seine Krankheiten zu sein, sie zu besiegen. Der zukünftige Schritt in dieses Paradies, gesund zu sein und es zu bleiben, heißt mRNA-Technologie. Sie liegen völlig richtig: medizinische Wirkstoffe auf mRNA-Basis werden bereits in der Impfung von BioNTech eingesetzt, um uns gegen Covid -19 zu immunisieren.

Aber was ist „mRNA“? Damit unsere Erbsubstanz DNA im Zellkern Anleitungen zum Zusammenbau von Proteinen an verschiedenen Orten in der Zelle geben kann, benötigt sie Boten (englisch: messenger). Und als Botenstoffe fungieren die mRNA-Moleküle. Dass man sie auch therapeutisch einsetzen kann, hat man lange bezweifelt. Der schwäbische Biologe Ingmar Hoerr– damals Doktorrand an der Uni Tübingen – , die Biochemiker Katalin Karikóund Drew Weissmanund später Professor Ugur Sahinwaren die Ersten, die das Potential von mRNA zur Behandlung von Krankheiten erkannten. Ihnen gelang es, Zellen darauf zu programmieren, medizinisch wirksame Proteine herzustellen.

Das Impfstoffwunder, das vor Corona schützt, ist erst der Anfang. Die neue Hightech-Medizin hat das Potential, viele ganz verschiedene Krankheiten zu heilen. Weltweit sind Forscher bereits dabei, therapeutische Ansätze mit mRNA-Technologie zu entwickeln, so z.B. gegen die saisonale Influenza, gegen Tuberkulose, HIV, Krebs, Multiple Sklerose, entzündliche Darm- und degenerative Herzkreislauferkrankungen, Allergien, Psoriasis, Malaria, Arthrose und Alzheimer.

Wir, mein Kollege Andreas Spuller und ich, arbeiten bereits seit längerem mit Professor Sahin (BioNTech) und Professor Efferth (Uni Mainz) zusammen – lange vor Corona. Unsere Vision ist, eine individualisierte Krebsmedizin zu etablieren, die – Beispiel Brustkrebs – auf die jeweilige Patientin und die genetischen Eigenschaften ihres Tumors zielgenau zugeschnitten ist. Mit der personalisierten maßgeschneiderten mRNA wird die Tür zu einer ganz neuen Welt von Pharmaka geöffnet.

Bei diesen Entwicklungen wird auch die künstliche Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle spielen. Sie ist einer der Megatrends im Gesundheitswesen der kommenden Jahre.

„Maschinelles lernen“, besonders „Deep Learning“ werden dabei helfen, Beziehungen zwischen Genen, Krankheiten und Behandlungserfolgen aufzudecken, was die personalisierte Medizin revolutionieren wird. Eine bessere, weiter optimierte KI für die Medizin zu entwickeln, halte ich für moralisch notwendiger und dringender als KI für selbstfahrende Autos.

Genau genommen hat die Zukunft längst begonnen – seit etwa zwei Jahrzehnten, seitdem die Präventionsmedizin wissenschaftlich Anerkennung gefunden hat: Wenn die weisen, hochintelligenten, aber leider oft sehr dummen Menschen, denen häufig die Risikokompetenz, was ihren Körper betrifft, fehlt, die vier Säulen des Gesund bleibens beachten würden, hätte die Spezies Mensch zum ersten Mal in ihrer Geschichte reale Chancen, gesund, intelligent und attraktiv 120 Jahre alt zu werden. 

Sie sehen: dieZukunft hat längst begonnen…

P.S. Hier nochmal die vier Säulen des Gesund bleibens zu Ihrer Erinnerung: 

–   angenehme soziale Kontakte– der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen –, um in seinem Leben einen Sinn zu sehen

 intelligente Ernährung, z.B. häufig Nahrungsmittel genießen, die Sirtuin-Aktivatoren  enthalten

– Körperlich und geistig beweglich bleiben

– die Vorteile der individualisierten und personalisierten Präventionsmedizin nutzen

Dr. med. Hansheinrich Kolbe  

Facharzt für Frauenheilkunde

Geburtshilfe und Präventionsmedizin 

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