DIE ZUKUNFT – WIE IS(S)T SIE?

                     

„Es wächst hienieden Brod genug für alle Menschenkinder,

auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust, und Zuckererbsen nicht minder.“

Heinrich Heine 1844

Januar 2023

Zu Beginn eines Neuen Jahres über die Zukunft zu diskutieren, ist in, seit Homo sapiens auf unserem wunderschönen blauen Planeten herumstolziert. Um von vornherein kein Miss- verständnis aufkommen zu lassen: Der Schreiber dieser Zeilen kocht leidenschaftlich gern und weitgehend undogmatisch in alle Richtungen, von der Mittelmeer-Küche bis zu Asia-Food, von Foie gras bis zur pazifischen Felsenauster: Bei mir kommt (fast) alles auf den Teller.

Ich würde mich in die Kategorie nachdenklicher Flexitarier einstufen: Meine Präferenzen sind, mich genussvoll und bewusst zu ernähren. Als Präventivmediziner strebe ich die Lifestyle-Strategie an: gesund leben, fit bleiben und sich rundum wohlfühlen.

Mitmenschen, die den Verzehr tierischer Lebensmittel  einschränken, sind oft gesund- heitlich motiviert. Alle Studien der vergangenen zehn Jahre deuten darauf hin, dass unsere Ernährung einen substanziellen Effekt auf das Krebsrisiko hat – für Interessierte: nachzulesen in den jüngsten Veröffentlichungen von Prof. Harald zur Hausen und beim World Cancer Research Fund.

Ein Zuviel an verarbeitetem und mit schädlichen Zusatzstoffen gespicktem Fleisch begünstigt das Auftreten chronischer Entzündungen, die man anfangs gar nicht registriert – Fachausdrücke: „Silent Inflammation“ oder „heimliche Entzündungen“. Diese rufen Störungen im Stoffwechsel und Hormonhaushalt hervor. Und erst ihre Kollateralfolgen, die  erst Jahre später auftreten, wie Allergien, Arthrose, Darmprobleme (hat jeder 5. Deutsche), Demenz oder Krebs, beeinträchtigen unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Lebenserwartung massiv.

Aber damit  nicht genug an Horror: Die Haltung von Schlachttieren und die Fleischproduktion sind erwiesenermaßen ein Desaster. Der enorme Wasserverbrauch und der gewaltige Ausstoß von Methan, einem der klimaschädlichsten Gase, der bei der Viehhaltung anfällt – ein Drittel aller menschengemachten Treibhausgas-Emissionen gehen auf die Tierhaltung zurück –, die Abholzung der Regenwälder, um Futtermittel anzubauen – besonders am Amazonas und in Zentralafrika… das passt nun mal gar nicht in das Konzept für die nachhaltige Welt, in der wir und die Generationen nach uns leben wollen.

Nun zur Nummer eins der hausgemachten Gesundheitsstörungen: das „Metabolische Syndrom“, das tödliche Quartett von Adipositas, Bluthochdruck, Störungen im Fettstoff- wechsel und Insulinresistenz. Dieses Horror-Syndrom triggert Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2, Demenz und Krebs. Geringes Übergewicht fällt in den „Safe Operating Space“, wie das die Ernährungsexperten nennen – ist völlig unschädlich.

Aber wo liegt das Dilemma? Wir essen viel zu viel Süßes, konsumieren zu viel Salz und verarbeitete tierische Lebensmittel und bekommen bei den kleinsten Wehwehchen ein Antibiotikum rezeptiert – auch bei Erkrankungen, bei denen diese Wunderwaffen in keiner Weise indiziert sind. Wunderwaffen, die wegen der rasant wachsenden Resistenzen der Erreger (Stichwort: multiresistente Keime) in Zukunft noch stumpfer werden, als sie jetzt bereits sind. Gleiches Problem in der Tierhaltung: selbst Zuchtfische werden mit Antibiotika überfüttert. Was für ein krimineller Wahnsinn!

Entscheidend für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind Qualität und Ausgewogenheit der Nahrungsmittel. Hier eine Auflistung einiger besonders gesund- heitsfördernder Nahrungsmittel: Salate, Vollkornprodukte, alle Gemüse, Fisch, Meeres- früchte, Fleisch von nachhaltig und artgerecht aufgezogenen Tieren – aber nur selten und in Maßen, Käse, Joghurts und Buttermilch, Nüsse, Honig von Bienen in pestizidfreien Regionen, Sprossen und andere Microgreens, Algen, Bohnen, Linsen, Erbsen, Kokos- produkte, Oliven-, Lein- und Arganöl. Selbst auf Kartoffelgerichte und Pasta brauchen Sie nicht zu verzichten – vorausgesetzt Sie bleiben bei kleinen Portionen.

Völlig versagt hat bisher auf diesem Sektor die Politik: Würde man die Mehrwertsteuer auf besonders gesunde Food-Produkte auf null senken, hätten wir sowohl sofort, als auch auf Dauer in der Zukunft, einen enorm positiven Effekt auf breiter Ebene, sprich: mehr gesunde Menschen. Versagt haben auch die Kindergärten und die Schulen, die das Versagen vieler Eltern hätten kompensieren können und müssen.

Ich werde gelegentlich gefragt, ob Spitzenküche und Nachhaltigkeit kontraproduktiv sind. Nach meiner Erfahrung: nein. Ich kenne persönlich Sterneköche, die sehr gesund und umweltbewusst kochen. Ganz besonders hervorheben möchte ich meinen Freund Georges Blanc. Der  3-Sternekoch aus Vonnas in Burgund erkannte bereits in den 1970er Jahren die Notwendigkeit einer leichten, überaus schmackhaften „Nouvelle Cuisine“, die den modernen Lebensgewohnheiten ganz individuell angepasst ist. Danke Georges! Du hast mir als Erster diese Art zu kochen beigebracht.    

Abschließend möchte ich Sie noch mit einem interessanten Novum aus der Ernährungs- forschung bekannt machen, den Sirtuin aktivierenden Lebensmitteln.

Sirtuine sind Enzyme, die in den Zellen unseres Körpers ein umfangreiches Wartungs- und Reparaturprogramm abwickeln. Dadurch, dass Sirtuine chronische Entzündungsprozesse auf ein Minimum reduzieren und DNA-Schäden reparieren können, wirken sie dem Altern entgegen und beugen Krebs und Demenz aktiv vor. Habe ich jetzt Ihr Interesse geweckt? Die Top 13 der Sirtuin aktivierenden Lebensmittel und weitere interessante neue Erkennt- nisse, die unsere Lebensqualität anheben, finden Sie in meiner neuen Homepage:

www.frauenarzt-kolbe.de

So können wir neuerdings mit Hilfe der Nutrigenetik unerwartete Nahrungsunverträglichkei- ten erkennen und mittels einer DNA-Analyse modifizierbare Risikofaktoren minimieren.

Mit meinen Wünschen für ein angenehmes Neues Jahr grüße ich Sie in der Hoffnung, dass Sie meine Kolumne dazu animiert, mit Spaß und Vergnügen im Kreise Ihrer Familie und Ihrer Freunde beglückende Tafelfreuden zu genießen… und so oft als möglich leckere Gerichte in Ihrer eigenen Küche zubereiten.

Ihr Dr. med. Hansheinrich Kolbe

Facharzt für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Präventionsmediziner

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