STEIGERN SIE IHRE INTELLIGENZ

Fitness fürs Gehirn

„Von Aristoteles bis Thomas von Aquin bedeutet Perfektion Weisheit, die in Erfahrung und den Beziehungen wurzelt, anhand derer intelligentes Handeln am Beispiel gelernt wird.“ Steven G. Post, Professor an der Medical School der University of Chicago

Juli 2022

„Brauche ich nicht – ich bin ja bereits sehr intelligent“ oder „Ach, das habe ich schon so oft vergeblich versucht. Außerdem gibt’s ja kein  Patentrezept.“ Antworten, die ich öfters höre.

Sie geben mir sicher Recht, meine lieben Leserinnen und Leser, beide liegen völlig daneben.  Selbst Einstein hat wiederholt geklagt, nicht intelligent genug zu sein, um das Universum zu verstehen.

Also bringen wir zuerst mal ein bisschen System in dieses Thema: Intelligenz, Vernunft undWeisheitsind Facetten der Aktivität des interessantesten Organs, das wir kennen. Sie machen uns zu dem, was Menschsein beinhaltet. Meiner Meinung nach ist Weisheit die Fähigkeit, die entscheidenden Themen und Probleme unserer Zeit zu identifizieren, sie aus vielen verschiedenen Perspektiven zuanalysieren und dann auszuwählen, was zu einem möglichst optimalen Ziel führt und ein nobles Prinzip verwirklicht. Weisheit ist schwer zu erreichen. Oder wie es Isaac Asimov ausgedrückt hat: „Das Traurige an der heutigen Gesellschaft ist, dass Wissenschaft schneller Wissen sammelt als die Gesellschaft Weisheit.“Daher jetzt zu meinem Crashkurs, wie Sie Ihre Intelligenz steigern können:

Entscheidend ist, die Durchblutung des Gehirns zu optimieren – was bewirkt, dass neue Neuronen wachsen. Die synaptische Dichte wird dadurch erhöht und die kognitive Kapazität verbessert sich. Fokussieren Sie Ihren Lifestyle auf mehr Bewegung, möglichst im Freien, auf Techniken zur Stressreduzierung wie autogenes Training, Yoga oder Tai Chi, auf kognitives Training – z.B. lesen, meditieren, ein Musikinstrument spielen  oder sich einer neuen Sprache widmen, Strategie-Spiele spielen oder kreativ schreiben. 

Nun zum ersten Geheimtipp: Trinken Sie regelmäßig und ausreichend Wasser. Das Gehirn hat keine Möglichkeit, Wasser zu speichern – es muss regelmäßig damit versorgt werden, um optimal zu funktionieren. 

Sie werden jetzt intervenieren: „Aber wir verlieren doch mit dem Älterwerden an Gehirnvolumen – und zwar mit dramatischer Unausweichlichkeit.“ Nein! Unser Wortschatz z.B. erreicht erst mit 60 seinen Höhepunkt. Und erst mit 70 können wir uns optimal um unsere emotionale Gesundheit und unser Wohlbefinden kümmern. Die gute Nachricht ist, dass Neuronen im Hippocampus, dem für Lernen und Gedächtnis wesentlichen Bereich des Gehirns, während des gesamten Lebens neu gebildet werden können. Dieser Prozess wird als Neurogenese bezeichnet und kann – deswegen dieser Crashkurs – bis ins hohe Alter funktionieren.

Gibt es denn Nahrungsmittel, die besonders günstig für die Aktivität unseres Gehirns sind? Bestimmte Ernährungsformen können das kognitive Älterwerden deutlich verlangsamen, so z.B. die klassische Mittelmeerküche und ganz besonders Asia-Food.

Die besten Lebensmittel für die Gesundheit des Gehirns sind Blaubeeren, Brokkoli und fast alle Kohlarten, Artischocken, Sprießkornweizen (Spermidin), Walnüsse, Avocados, Linsen, Quinoa, dunkle Schokolade, grüner Tee und Kurkuma. Vermeiden sollten Sie dagegen alle verarbeiteten Lebensmittel (Fast Food, Tiefkühlpizza, Fertiggerichte etc.) sowie solche, die reich an Zucker und Transfetten sind. Am schädlichsten sind große Mengen süßer Erfrischungsgetränke.

Jetzt zu den Super-Foods: Omega-3-Fettsäuren sind für nahezu jede kognitive Funktion wichtig – für das Wachstum der Neuronen, die Neuroplastizität, die synaptische Übertragung, den zerebralen Kreislauf und die Integrität der Zellmembran. Die Omega-3-Fettsäure DHAfindet sich in wildem Lachs, Makrelen, Thunfisch, Hering, Sardinen, Austern, Hanf- und Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Chiasamen und in Lein- und Olivenöl.

Nun zu einigen Mythen: Extrakte aus den Blättern des Ginkgobaums sind das bekannteste und kommerziell erfolgreichste „Hirnstärkungsmittel“ Ginkgo ist aber für unser Gehirn völlig nutzlos, was seit über zwei Jahrzehnten wissenschaftlich bewiesen ist. Aber auch Placebos haben eine gewisse Daseinsberechtigung… zumindest für die Hersteller dieser Präparate. Kaffee dagegen hat – in richtiger Menge genossen – nur Vorteile für unser Gehirn. Ein weiterer Geheimtipp: Genießen Sie am frühen Nachmittag eine Tasse Kaffee und machen Sie danach einenPower Napvon 10 bis 15 Minuten – nicht länger. Sie wachen danach frisch und munter auf.

Noch ein Wort zum Schlaf: Unser Gehirn arbeitet im Schlaf genauso hart wie im Wach-zustand – es führt wichtige Funktionen aus, z.B. die Beseitigung abnormal gefalteter Proteine, die zu Demenz und Alzheimer (in Kürze wird es zwei Impfstoffe geben) führen können, die Übertragung von Inhalten unseres Kurzzeitgedächtnisses ins Langzeit-gedächtnis sowie die Regulierung unserer Emotionen.

Abschließend das Wichtigste: Denken Sie immer präventiv und minimieren Sie die bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Drogen, körperliche und kognitive Inaktivität und falsche Ernährung. Bleiben Sie immer neugierigund genießen Sie Ihr Lebenauf unserem (noch) wunderschönen blauen Planeten – zusammen mit Ihrer Familie und Ihren Freunden.

Ihr Dr. med. Hansheinrich. Kolbe

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